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Energie

Kapitel 1

CO2 neutrale Energiegewinnung

Es gibt kaum einen Tag, an dem in unserem Bundesland nicht der Wind weht. Und es gibt sehr viele Sonnenstunden.

Aus beidem lassen sich hervorragend Strom und Wärme gewinnen - ganz ohne den Einsatz klimaschädlicher fossiler oder nuklearer Energieträger.

Tatsächlich ist Schleswig-Holstein  mit 3011 Windkraftanlagen (2) nach Niedersachsen und Brandenburg auf bundesweit dem dritten Platz. 
Dazu kommen noch einmal 440 Offshore Windanlagen in der Nordsee (3)
Allein aus der Windkraft erzeugen wir mittlerweile 52% des in SH benötigten Stroms (2).

Auch die Sonne wird bei uns für die Stromgewinnung genutzt:
PV-Anlagen auf Dächern und Freiflächen erzeugen jährlich 8,6% unseres Strombedarfs.
Hinzu kommen 6,6 % Stromanteil aus Biomasse-Anlagen (Biogas)


Allein die ebenfalls mögliche Gewinnung von Wärme aus Flächen-Solarthermie-Anlagen wird leider bisher nicht in nennenswertem Umfang betrieben. 
Dabei macht die Wärme fast die Hälfte unseres Energiebedarfs aus. (-> siehe auch Thema Wärmewende)

Speicher

Eine große Herausforderung besteht in der Entwicklung von Speichern, die überschüssigen Strom oder Wärme aufnehmen und zeitversetzt wieder abgeben können, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. 
Das Windkraft und PV volatil und nicht grundlastfähig sind, ist dies für eine ganzjährige, flächendeckende Versorgungssicherheit und die Stabilität der Stromnetze essentiell.
Aktuell spielen noch Gas- und Kohlekraftwerke in der Grundlastversorung eine wichtige Rolle. Allerdings dürfen die schon bald nicht mehr genutzt werden.

Einen Teil unseres Stroms "speichern" wir bereits in Norwegen. Mit der Nordlink-Leitung wird Strom dorthin transportiert, um bei Bedarf dort regenerativ in Wasser- und Pumpspeicherkraftwerken produziert und für uns abrufbar zu sein.

Besser wäre es jedoch, wenn wir den Strom vor Ort in ähnlichen Anlagen oder Batterien speichern könnten. Hierzu bedarf es noch hoher Investitionen in Forschung und Entwicklung.

Die Erzeugung von Wasserstoff und Methan mit Windstrom stellen eine weitere Möglichkeit zur Speicherung dar. Beide Stoffe können gut gespeichert und später in Strom umgewandelt werden. Allerdings ist die Produktion von Wasserstoff stark verlustbehaftet.

Netze

Auch der Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze (Versorgungs- und Übertragungsleitungen) wird notwendig sein, um das volle Potential einer regenerativen Energieversorgung ausschöpfen zu können.

- Wenn bei uns eine Dunkelflaute herrscht, muß Schleswig-Holstein aus anderen Teilen Deutschlands und Europas Strom beziehen.
- Wir selbst müssen ggfls andere Regionen mitversorgen, wenn dort kein Wind weht oder die Sonne nicht schein
- Intelligente digitale Stromzähler ermöglichen die Nutzung dezentraler Speicher wie Autobatterien und Speicher in Wohnhäusern
- Es sollte eine möglichst lokale Energieversorgung etabliert werden, um hohe Netz(betriebs)kosten zu umgehen

Leider zahlen die Einwohner von SH und Meck-Pomm aktuell doppelt so hohe Netzgebühren wie beispielswiese die Strombezieher in Bayern oder Baden-Würtemberger. Und dies, obwohl wir mit großen Übertragungsleitungen unseren Windstrom in die südlichen Industrieregionen schicken. Dies erhöht die  Strompreise speziell der Landbevölkerung hierzulande erheblich.

Jamaika versagt

Trotz der günstigen Wind-Bedingungen wurden in den vergangenen Jahren hierzulande kaum noch neue Windkraftanlagen mehr gebaut oder repowered.

Ein Urteil des OVG Schleswig stoppte 2014 den Ausbau der Windkraft wegen Mängel im Planungsverfahren.  Dies nahm sich die Jamaika-Koalition so zu Herzen, das sie gleich ein mehrjähriges Moratorium gegen die Errichtung neuer, leistungsfähiger Windkraftanlagen erließ. 

Man benötigte in Kiel danach viele weitere Jahre, um ein neues Gesetz zu formulieren, das nun hoffentlich auch vor Gericht bestand haben wird.

Stattdessen setzt sich die Regierung in Kiel für den Bau eines Flüssiggas Terminals in Brunsbüttel ein, um dort Fracking-Gas aus den USA in unsere Gasnetze zu bringen. 
Vom grünen Umweltminister gab es auch hierzu keinen Widerstand. 6 Bundesländer (inkl Schleswig-Holstein) mit grüner Beteiligung stimmten für ein Gesetz zur Subventionierung des Flüssiggas-Terminals mit Steuermitteln - obwohl allein die Weigerung der Grünen gereicht hätte, um das Gesetz zu verhindern.

Unsere Forderungen

Wir benötigen einen starken Ausbau regenerativer Energieproduktion, um nur die verbindlich zugesagten Ziele des Pariser Abkommens erreichen zu können. 

Notwendig ist eine ausschließliche Nutzung regenerativer Energiequellen aus Solarthermie, Photovoltaik, Luft- und Erdwärme.

Um eine 100% regenerative Energieversorgung zu gewährleisten, müssen die Anlagen in den
kommenden Jahren stark ausgebaut werden:

    - 12,4 gW Windkraft (+70%, ca 1.800 zusätzliche WKA)
    - 15,7 gW PV (+1200%)
    - 1,3 gW Batterien (+100%)
    - 6,2 gW Elektrolyseure (+100%)
    - 6,2 gW Wasserstoffturbinen (+100%) (5)

Dieser Ausbau muß mit größtmöglicher Rücksicht auf die Belange der Natur und der Anwohner betrieben werden, und darf nicht, wie in der Vergangenheit, nur als guter Nebenerwerb für finanzstarke Landwirte und Investoren verstanden werden.
Besonders die Planungs- und Genehmigungsprozesse müssen dabei deutlich verkürzt werden.
Die Doppelnutzung von bereits versiegelten Flächen sollte eine große Rolle spielen um möglichst schnell erneuerbare Energien auszubauen.

Und wir benötigen dringend mehr Forschung für Speichertechnologien von Strom und Wärme. 

Diese Forschung findet überall auf der Welt statt - warum nicht auch hierzulande?



- Ausbau und Intensivierung der Forschung, Zusammenarbeit mit diesbezüglich weiter entwickelten Ländern wie Dänemark

- Verkürzung der Genehmigungsverfahrens auf maximal 6 Monate, Einschränkung der Klagemöglichkeiten für Naturschutzverbände und Anwohner
- Bürgerbeteiligung bei Standortauswahl

- Bevorzugung lokaler Investoren und kommunaler Energiegenossenschaften

- Beteiligung der Anwohner am Gewinn / freie Stromkontingente

- Umstellung auf lokale Nahwärmenetze in kommunaler Trägerschaft

- Bessere Förderung von Nahwärmenetzen aus regenerativen Energien

- Besteuerung fossiler Energien nach Aufwand / Schaden

- Erleichterte Einspeisung aus Haushalten mit bidirektionalen Stromzählern

- Steuerbefreiung und genehmigungsfreie Möglichkeit der Einspeisung für private PV-Anlagen bei einer Größe von 50m² Dachfläche.

- deutlich höhere Förderung von Stromspeichern im Haushalt

- (Vorschlag: Haushalte grundsätzlich mit ökostrom versorgen. Statt umsteigen von konventionell auf öko, sollte öko strom der neue "Normalstrom" sein.)
- Die Doppelnutzung von bereits versiegelten Flächen

Zahlen und Fakten …

Installierte Leistung Windkraft

OnShore: 3011 WKAs mit 6,841 gW installierter Leistung
OffShore: 440 mit 1,8 gW installierter Leistung
Anteil: 52%

Installierte Leistung PV

1,8 gWP, 1328 Millionen kWh
Anteil:?


Installierte Leistung Biomasse

0,5 gW
2908 Mio kWh
Anteil: 6,6%


Quellen:    

 (1) https://www.foederal-erneuerbar.de

(2) https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/W/windenergie/Downloads/WKA_Tabelle.pdf?__blob=publicationFile&v=7

(3) https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/Themen/Energie/Windenergie/windenergie.html   

(4) https://www.statistik-nord.de/fileadmin/Dokumente/Presseinformationen/SI20_155.pdf 

(5) https://www.diw.de/de/diw_01.c.821878.de/publikationen/wochenberichte/2021_29_1/100_prozent_erneuerbare_energien_fuer_deutschland__koordinierte_ausbauplanung_notwendig.html

(6) https://enery.energy/2021/10/05/energy-pier-die-autobahn-der-zukunft/

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